Beobachtungsprotokoll 22.11.2024
Beobachtungszeitraum:
Beobachtungsprotokoll
1. Kontextinformationen
Ort: Heilpädagogische Tagesstätte (HPT) Thalkirchen, Spielplatz in der Nähe
Zeit: 16:30 Uhr, Dauer: ca. 10 Minuten
Gruppe: Tigergruppe (8 Kinder im Alter von 6–9 Jahren)
Beteiligte Personen:
• L.M. (Kind, 8 Jahre): Zeigte während des Spiels normales Verhalten, bis es zu einem aggressiven Ausbruch kam.
• S. (Kind, 7 Jahre): Beteiligte sich ebenfalls am Streit, schubste L.M. und wurde geschubst.
• P.M. (Sozialarbeiterin): Leitete die Situation mit deeskalierenden Maßnahmen und pädagogischen Fragen.
2. Situationsbeschreibung und Beobachtungen
Die Situation begann während des freien Spiels der Tigergruppe auf dem Spielplatz. L.M. spielte zunächst unauffällig mit den anderen Kindern, bis es plötzlich die Stimme erhob. L.M. wirkte aggressiv und rief laut: „Hör auf, du blöder Idiot!“, während es in Richtung eines anderen Kindes (S.) deutete. Daraufhin schritt P.M. ein und rief L.M. zu sich.
Dialog 1:
• P.M.: „L.M., komm bitte her. Was ist los?“
• L.M. (laut und wütend): „Lass mich in Ruhe! Hör auf, immer zu fragen!“
L.M. wich zunächst einer Antwort aus, wurde aber weiterhin von P.M. beruhigend angesprochen. Nach einigem Zögern und weiteren lauten Äußerungen wie „Ich hab gesagt, lass mich!“ erzählte L.M., dass S. es während des Spiels geschubst habe.
P.M. holte daraufhin S. hinzu, um die Situation gemeinsam zu klären. Beide Kinder waren zu diesem Zeitpunkt laut, unruhig und aggressiv in ihrem Tonfall.
Dialog 2:
• P.M.: „S., was ist passiert? L.M. sagt, du hast geschubst.“
• S. (gereizt): „Das stimmt nicht! Der hat zuerst geschubst!“
• L.M. (schreit): „Du lügst! Du hast angefangen!“
P.M. blieb ruhig, während die Kinder sich gegenseitig beschuldigten und immer wieder unterbrachen. Sie stellte fest, dass die Kinder nicht klar erkennen konnten, wann das Spiel in eine aggressive Auseinandersetzung umgeschlagen war.
Um die Situation zu beruhigen, fragte P.M. gezielt nach den Gefühlen der Kinder.
Dialog 3:
• P.M.: „Okay, stopp. L.M., wie hast du dich gefühlt, als S. dich geschubst hat?“
• L.M. (nach kurzem Zögern): „Blöd … und wütend.“
• P.M.: „S., und wie hast du dich gefühlt, als L.M. dich dann geschubst hat?“
• S. (leise, aber noch aufgebracht): „Auch blöd. Der hat so doll gemacht.“
Langsam beruhigten sich die Kinder und hörten auf, sich gegenseitig zu beschuldigen. P.M. erklärte beiden, dass das Verhalten nicht in Ordnung sei und betonte die Bedeutung, auf die eigenen Grenzen und die der anderen zu achten.
3. Eigene Gedanken und Gefühle
Während der Beobachtung fühlte ich mich teilweise überfordert und fragte mich:
• Wie hätte ich auf die aggressive Reaktion von L.M. reagiert?
• Warum konnten sich die Kinder erst beruhigen, als ihre Gefühle thematisiert wurden?
• Was genau löste die Eskalation aus, und wie hätte sie vermieden werden können?
Es wurde deutlich, dass beide Kinder Schwierigkeiten hatten, ihre Grenzen im Spiel einzuschätzen. Der Einsatz der pädagogischen Methode des gezielten Nachfragens nach Gefühlen war in dieser Situation ein entscheidender Wendepunkt. Ich fand es beeindruckend, wie P.M. ruhig blieb und die Methode anwendete, obwohl die Situation angespannt war.
4. Zusammenfassung
Die Situation eskalierte, weil die Kinder ihre Grenzen im Spiel nicht erkannt haben. Beide zeigten aggressives Verhalten, konnten dies jedoch durch die gezielten Fragen der Sozialarbeiterin reflektieren. Die Methode, die Gefühle der Kinder anzusprechen, trug dazu bei, die Spannungen abzubauen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Emotionen in Konfliktsituationen anzusprechen und den Kindern Raum zu geben, ihre Perspektiven zu teilen.
- Trainer/in: David Grünler